Raphael Fink beim Umweltzeichen Press Day. Copyright by Umweltzeichen/Christoph Kerschbaum.
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„Eine grüne Erfolgsgeschichte“ – Interview mit Raphael Fink vom Verein für Konsumenteninformation (VKI)

Raphael Fink betreut beim VKI im Auftrag des Klimaschutzministeriums (BMK) die Richtlinie UZ 49 "Nachhaltige Finanzprodukte" des Österreichischen Umweltzeichens. Worum es dabei geht und warum das Label so ein großer Erfolg ist, erzählt er im Interview.

Seit wann gibt das Umweltzeichen für Nachhaltige Finanzprodukte? Was war der Hintergrund für das Label?

Das Österreichische Umweltzeichen für Nachhaltige Finanzprodukte (UZ 49) gibt es seit 2004, was es zum ältesten Finanzgütesiegel Europas macht. Damals haben vor allem institutionelle Investoren wie etwa Vorsorgekassen zertifizierte nachhaltige Finanzprodukte nachgefragt, heute sind nachhaltige Fonds aber auch für PrivatanlegerInnen ein großes Thema. Zusätzlich umfasst die Richtlinie mittlerweile auch nachhaltige Girokonten und Sparbücher sowie Grüne Anleihen (Green Bonds), durch die grüne Projekte finanziert werden. Somit ist für jede Art von AnlegerIn etwas dabei. Sinn des Labels ist, KonsumentInnen eine Orientierung zu bieten und aus Nachhaltigkeitsperspektive gleichzeitig Vertrauen in ein Finanzprodukt zu schaffen.

Wie viele Unternehmen haben zertifizierte Produkte und wo sind diese zu finden?

Derzeit haben 53 Unternehmen in Summe 175 zertifizierte Produkte. Zu finden sind diese hier. Wie die Grafik zeigt, kam es insbesondere in den letzten vier Jahren zu einem sehr starken, sehr erfreulichen Anstieg der mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichneten Produkte. Besonders freut mich, dass es auch im Bereich von Grünen Anleihen und Nachhaltigen Giro- bzw. Sparprodukten bereits zertifizierte Angebote gibt. Hier werden mit Privatkapital nachhaltige Projekte, etwa im Bereich erneuerbarer Energien oder nachhaltiger Mobilität, finanziert - eine sehr sinnvolle und sehr notwendige Sache.

Was ist aus Ihrer Sicht die größte Stärke des Umweltzeichens für Nachhaltige Finanzprodukte? Worin bestehen die großen Vorteile?

Die größte Stärke des Österreichischen Umweltzeichens für Nachhaltige Finanzprodukte ist dessen Glaubwürdigkeit. Da es sich um ein staatliches Gütesiegel handelt, das auf Basis unabhängig erbrachter Gutachten vergeben wird, können KonsumentInnen darauf vertrauen, dass das Produkt aus Nachhaltigkeitsperspektive glaubwürdig ist. Ausschlusskriterien stellen etwa sicher, dass Unternehmen mit nicht-nachhaltigem Kerngeschäft (z.B. im Bereich fossiler Energien oder Rüstung) nicht in einem Umweltzeichen-Fonds firmieren. Positivkriterien gewähren ein Mindestanspruchsniveau bei der Titelauswahl oder geben vor, in welchen Bereichen grüne Projekte finanziert werden können. Transparenzkriterien gewährleisten, dass sich AnlegerInnen ein aktuelles, umfassendes Bild der zertifizierten Produkte machen können.

Wie hat sich der Markt in diesem Bereich in den letzten Jahren entwickelt?

Grün ist längst keine Nische mehr – sondern im Mainstream angekommen. Das wird in den nächsten Jahren aus verschiedenen Gründen noch zunehmen. Einerseits, weil allgemein ein Trend zu grünen Produkten wahrnehmbar ist – gleich, ob es sich um Finanzprodukte, Reinigungsmittel oder Stromtarife handelt. Andererseits, weil die Politik, allen voran die Europäische Union, erkannt hat, dass die Finanzindustrie einen positiven Beitrag zu Herausforderungen, wie etwa die Klimakrise, zu leisten kann, indem das Geld in Richtung Nachhaltigkeit fließt. Indem grüne Projekte finanziert werden, kann ein Wandel der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit angestoßen werden. Grüne Finanzprodukte werden noch stärker in den Fokus der breiten Masse rücken – und das Österreichische Umweltzeichen wird weiterhin gewährleisten, dass die Spreu vom Weizen getrennt werden wird.

Es gibt gegenüber umweltfreundlichen Produkten oft Vorbehalte – etwas, dass diese nicht so gute Leistungen erbringen wie konventionelle Produkte. Was lässt sich dem entgegnen?

Das trifft für Finanzprodukte jedenfalls nicht zu. Alle Studien zeigen, dass nachhaltige Veranlagungen und Investments eine bessere Performance an den Tag legen. Das zeigen Vergleiche mit konventionellen Finanzprodukten. Auch die Corona-Krise hat das bestätigt.

Worauf sollen KonsumentInnen beim Kauf von Nachhaltigen Finanzprodukten generell achten?

Ich kann nur raten, in einem ersten Schritt auf das Österreichische Umweltzeichen zu schauen. Danach würde ich auf Basis dieser Vorauswahl schauen, was ich für zusätzliche Informationen zu mich interessierenden Fonds einholen kann – sei es aus finanzieller Sicht, Risikoklasse oder auch aus weiterer, verfeinerter Nachhaltigkeitsperspektive. Dazu gibt es verschiedene Tools – mit Cleanvest etwa kann man sein persönliches Anspruchsniveau sehr verfeinern. Auch die Stiftung Warentest nimmt nachhaltige Finanzprodukte unter die Lupe. Ein Blick auf die Seiten der Anbieter lohnt sich zudem immer – Transparenz ist immer ein gutes Zeichen, Portfoliobestände sollten möglichst aktuell verfügbar sein.